Die schwäbische Hauptstadt Mariens

32 . So im Jahreskreis, Lesejahr C, 2019

Meine lieben Gläubigen!

Den folgenden Satz haben Sie alle schon einmal mehr oder weniger gehört:” Es ist von drüben noch keiner rüber gekommen.” Mit diesem Satz klotzt einem der nackte Unglaube ins Gesicht.

Warum beten wir im Glaubensbekenntnis dann: geboren aus Maria, der Jungfrau? Das heißt doch: Gott schenkt sich dem Menschen. Christus ist ganz Geschenk an uns und Maria ist das auserwählte Werkzeug dazu. Die Menschwerdung Gottes ist der unüberbietbare Höhepunkt in der Geschichte der Menschheit. Das wollen zuerst einmal festhalten.

Warum aber sagt man solche Dinge? Man will damit den

Glauben an die Auferstehung als lächerliche Illusion

abtun? Untersuchungen zeigen, dass der christliche Auferstehungsglaube hierzulande immer weniger Menschen einleuchtet. Auch viele Getaufte zucken die Achseln, wenn es um das Weiterleben nach dem Tode geht.

Hier wird gelebt, hier auf dieser Welt müssen wir uns so gut es geht, einrichten. Eine andere Welt ist ein Märchen. Auffallend aber ist: im Augenblick nehmen die Nahtoderfahrungen immer mehr zu und selbst die Wissenschaft zeigt großes Interesse an diesen Dingen.

Wie dem auch sei. Wer meint, diese Gedanken- wer meint, mit dem Tod sei alles aus-, diese Gedanken seien erst in unserer Zeit erfunden, der täuscht sich.

Denn die alte Leier, es ist noch keiner von drüben herüber gekommen, spielen auch schon zur Zeit Jesu die Sadduzäer. Auch für sie war der Auferstehungsglaube nur eine lächerliche

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Angelegenheit.
Und mit dieser Auffassung kommen sie zu Jesus. Es war übrigens eine gebräuchliche Art, ein Lehrgespräch über den Glauben mit einem Rabbi einzuleiten, indem man eine Frage stellte, die unsinnig und eigentlich nicht beantwortbar war.

Und so stellen sich die Mitglieder der jüdischen Oberschicht vor Jesus mit einer unsinnigen Fangfrage, um den Glauben an die Auferstehung ins Lächerliche zu ziehen. Sie holen den Fall der sogenannten Levirats-ehe her, die im Buch Moses geschildert ist, um Jesus schachmatt zu setzen. Sieben Brüder waren es. Alle haben die gleiche Frau gehabt. Wem gehört sie bei der Auferstehung?

Jesus aber sagt nicht: “Ihr seid mir ja viel zu dumm. Mit euch rede ich überhaupt nicht, sondern Jesus geht auf die unsinnig gestellte Frage ein und gibt zu verstehen: eure Vorstellung, ihr Sadduzäer, ist armselig. Das Leben der kommenden Welt ist alles andere als nur eine Verlängerung des gegenwärtigen Lebens.

Das Heiraten gehört zur Ordnung dieser Welt: Das Warten auf einen Stammhalter, die Weitergabe des Namens, das alles hat hier seine Berechtigung. Aber nicht mehr in Gottes Welt. Die Auferstehung ist keine Verlängerung dieses Lebens, sondern die Verwandlung in eine völlig neue und ewige Lebensweise. Nicht die Biologie hat das letzte Wort, sondern der lebendige Gott.

Dort bei Gott werden die Menschen ein Leben leben wie die Engel.
Brüder und Schwestern! Diese Antwort gibt uns Jesus Christus, unser Herr. Und wir glauben doch hoffentlich, dass er vom Vater ausgegangen ist, dh, dass er von drüben zu uns herübergekommen ist. Und wenn er eine solche Antwort gibt, dann ist die hieb- und stichfest. Und jeder, der die Meinung

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aufstellt, es ist noch keiner herübergekommen, der soll aufhören zu sagen, er glaube an den Sohn Gottes. Das wäre glatt gelogen.
Was Christus Jesus sagt, das stimmt. Also gibt es eine Auferstehung der Toten, ein ewiges Leben. Das ist kein Märchen, das ist Wirklichkeit.

“ Was für die Menschen der Tod ist, das ist für die Engel der Abfall. Denn nach dem Abfall gibt es für sie keine Buße, so wenig wie für die Menschen nach dem Tod,” sagt der heilige Johannes von Damaskus.

Im Barnabasbrief, der etwa um das Jahr 130 datiert ist, steht ein für uns ganz wichtiger Hinweis: Es gibt für uns Menschen die Wahl zwischen dem Weg des Lichtes und dem Weg der Finsternis. Es heißt in dem Brief:” Zwei Wege der Lehre und Machtbefugnis gibt es, den des Lichtes und den der Finsternis; der Unterschied beider Wege ist aber groß. Denn über den einen sind lichtspendende Engel Gottes eingesetzt, über den anderen aber Engel des Satans; und der eine ist Herr von Ewigkeit zu Ewigkeit, der andere aber Fürst der jetzigen Zeit der Gesetzlosigkeit.

Den Weg des Lichtes geht jener, der Gott liebt, die Gebote Gottes erfüllt, demütig ist, den Nächsten liebt und in allem den Willen Gottes erfüllt.”

Sicher ist das heute schwer geworden. Uns geht es fast wie den ersten Christen. Wir stehen fast allein auf weiter Flur.
Der Kurienerzbischof Georg Gänswein hat in einem Vortrag über die Würde des Menschen in Karlsruhe betont: Man hat gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zwischen Männern oder Frauen den Weg geöffnet. Man hat ihre Verbindung eine Ehe genannt.

An dieser Weggabelung gehen nunmehr Kirche und Welt getrennte und eigene Wege. Es ist ein Scheideweg. Die Kirche kann nicht anders, sie muss am Naturrecht und an ihrer

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christlichen Sicht auf den Menschen festhalten. Wir müssen bei der Wahrheit bleiben und die Wahrheit auch im Widerspruch bekennen. Das hat die Kirche über Jahrhunderte immer geboten.

Und jeder steht einmal vor dem letzten Schritt des Lebens. Und dann kommt es nicht mehr auf die sexuelle Orientierung an. Nein, jeder, egal was er einmal war, wird vor Gott stehen und damit vor dem Gericht.

Immer mehr muss daher für uns der Herr gelten, der Herr, der alle Fäden der Geschichte in der Hand hat, der Herr, der gesagt hat:” Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, hält an meinem Wort fest. “ Und das andere Wort:” Wer mich vor den Menschen bekennt, der werde ich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen. “

Das heißt : Religion ist nie Privatangelegenheit. Zur lebendigen Religion gehört ein lebendiges Zeugnis. Nur der kann richtig Autofahren, der sich an die Verkehrsregeln hält und sein Auto kennt. Der Führerschein allein tut es nicht. Nur der kann sagen: “ Ich glaube,” wenn er sein Zeugnis vorlegen kann. Der Taufschein allein tut es nicht.

Wir sind als Priester nicht verheiratet, weil wir keine Frau gefunden haben. Nein. Wir sind auch nicht verheiratet, weil es den verheirateten Männern auf Erden so schlecht geht, dass sie im Himmel unter die Zahl der Märtyreraufgenommen werden. Wir sind deswegen allein, weil wir durch unsere Lebensweise bemühen wollen, dass es noch etwas viel Wertvolleres und Kostbareres gibt als das Wertvollste auf der Welt, nämlich den Himmel. Und sind wir Wegweiser. Ich weiß, unser Leumund ist in letzter Zeit grauenhaft unter die Räder

gekommen. Auch wenn Sturm und Unwetter einen Wegweiser beschmutzen. Er steht trotzzdem. Und die Entscheidung bleibt für jeden. Amen

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