Die schwäbische Hauptstadt Mariens

Msgr. Reichart: Keine Kriecher mehr!


Der Evangelist Markus berichtet: „Die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer , der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ Dabei waren die Schriftgelehrten ja sehr gebildete Leute. Aber sie „rissen offensichtlich keinen vom Hocker“! Sie machten niemanden betroffen, weckten kein Interesse, rüttelten nicht auf und ließen somit die Leute in ihrer Gleichgültigkeit.

Erinnert das nicht an unsere heutige Situation? Auf der vielbeachteten Augsburger „Mehr“ Konferenz wurde festgestellt, dass die Kirche – wenn es bei uns so weitergeht – „in wenigen Jahren kaum mehr eine gesellschaftlich wahrnehmbare Rolle spielen“ wird. „Das ist …schlimm für die Menschen, die Gott verlieren oder Jesus nie kennenlernen.“

Was ist schuld, dass es mit dem Glaubensleben so bergab geht und  sich eine unheimliche Gleichgültigkeit gegenüber Gott und seiner Kirche breit macht? Sind wir zu langweiligen Schriftgelehrten geworden? 

Macht die Lehre Jesu nicht mehr betroffen? Nein! Nichts regt massenhaft Leute mehr auf, als wenn es einer wagt, den Glauben unverkürzt zu verkünden. 

Ist die Ursache des Niederganges der, dass wir keine „göttliche Vollmacht“ mehr haben? Nein! Denken wir nur an die unglaubliche Vollmacht, die die Priester bis heute haben: Sie können im Namen Gottes Sünden vergeben und in jeder hl. Messe geschieht das unglaubliche Wunder, dass der Allmächtige unter der Gestalt des Brotes gegenwärtig und für uns wirksam wird. Und wie vielen Menschen hilft der Priester durch seine Segensgewalt. Im Weihnachtsevangelium haben wir wieder gehört, dass alle, die Jesus aufnehmen, die „Macht der Kinder Gottes“ bekommen. Alle Getauften haben Anteil an der Macht Gottes. Diese Macht aktivieren wir durch unser Gebet, durch  unser Opfer, durch unsere Verkündigung usw. Unsere größte Macht ist, dass wir sogar den Tod besiegen können. 

Woran liegt es also? An den schlechten Menschen, die uns halt nicht mehr mögen?

Es liegt daran, dass wir auf breiter Front Jesus und seine Lehre billig gemacht haben. 

Der Priester wird z. B. weitgehend nicht mehr als der gesehen, der „göttliche Vollmacht“ hat, sondern als der „Gemeindeleiter“, als „Vorsteher in der Liturgie“, als der, der die „Charismen in der Gemeinde zusammenführt“, als Dienstleister eben.  Als lebendige Pfarrgemeinde wird angesehen, wo z. B. der Pfarrbrief voll ist von allen möglichen sozialen Aktivitäten nur nicht von Aktionen zur Neuevangelisation. In ganz vielen Pfarreien ist die Weitergabe des Glaubens und die dazu notwendige Schulung der Mitarbeiter kaum ein Thema. Der, dem Jesus im Sonntagsevangelium den Garaus gemacht hat, hat die hellste Freude an dieser Entwicklung. Bezeichnend ist, dass wir auch die „göttliche Vollmacht“ gegenüber diesem hochaktiven äußerst einflussreichen Widersacher sogar ganz verschämt verschweigen. 

Es muss jetzt endlich Schluss damit sein, dass wir Christen unsere göttliche Vollmacht und unsere betroffen machende Lehre schüchtern verstecken oder geschmeidig der  Welt anpassen.

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