Die schwäbische Hauptstadt Mariens

Die Tagespost und Kath. Sonntags Zeitung berichten über Maria Himmelfahrt

Die Tagespost berichtet: 18.08.2022, 09:00 Uhr   Regina Einig

„Ein starkes Zeichen des Glaubens“

Pilgerboom in  Maria Vesperbild:  Der zweite Besuch des  Kölner Erzbischofs Kardinal Rainer Woelki in Maria Vesperbild wird zum Heimspiel.Foto: Bernhard Weizenegger (Bernhard Weizenegger) | Kardinal Rainer Maria Woelki feiert unter großer Beteiligung von Pilgern am Wallfahrtsort Maria Vesperbild in Ziemetshausen das Pontifikalamt mit Lichterprozession am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel.

Der Himmel über Maria Vesperbild wölbt sich postkartenblau über der Wallfahrtskirche: Am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel strahlt die Sonne schon am frühen Morgen hoch über dem mittelschwäbischen Marienheiligtum. Auf dem Weg zum Pilgeramt mit Kräutersegnung fallen neugierige Blicke in die teilweise eingerüstete Wallfahrtskirche, deren Deckengewölbe inzwischen vollendet ist. Die frisch restaurierten Rokokofresken leuchten in cremeweiß, Rosa- und Nougattönen.

Schlichte Frömmigkeit 

Das Geheimnis von Leiden, Sterben und Auferstehung des Herrn erscheint hier in eindrücklichen und zugleich ästhetisch ansprechenden Bildern. Im Pilgerhaus erwartet das Gnadenbild die Beter. In Scharen kommen die Gläubigen und verweilen vor der Piet , die ihnen während der Restauration des Hochaltars räumlich näher denn je steht. Inzwischen füllen sich die Bänke vor dem Altar an der Fatimagrotte. Duftende Kräuter und der üppige Blütenteppich an der Grotte verströmen den katholischen Stallgeruch, der den mittelschwäbischen Gnadenort so unverwechselbar macht. Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart trifft mit anrührenden geistlichen Worten den richtigen Ton zum Fest und segnet die Kräuterbuschen.

Während Papst Franziskus die Gläubigen beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz dazu ermuntert, am Festtag ein Marienheiligtum zu besuchen, wird die Fatimagrotte zum anschaulichen Beispiel dafür, wie sich der päpstliche Wunsch unprätentiös und zugleich andächtig erfüllen lässt. Vor der Madonna wird gesungen und Rosenkranz gebetet, viele Gläubige entzünden Kerzen. Man zeigt alten und jungen Familienangehörigen den farbenfrohen Blumenteppich, dessen Motiv in diesem Jahr die zentralen Marienwallfahrtsorte in aller Welt sind.

Friedlich und ohne jede Störung feiern die Wallfahrer das abendliche Pontifikalamt, zu dem Wallfahrtsdirektor Reichart bereits vor zwei Jahren Kardinal Rainer Woelki eingeladen hatte. Mit herzlichem Applaus wird der Kölner Erzbischof begrüßt. Ein kurzer warmer Regenschauer erfrischt die Versammlung während des Evangeliums und heitert die Minen der ehrenamtlichen Helfer der Freiwilligen Feuerwehr auf: Offensichtlich will der Himmel nach der Gluthitze und großen Trockenheit im August die Waldbrandgefahr an der heiligen Stätte lindern. Endlich ist das Gebet um Regen erhört worden.

Ein Heimspiel 

Maria Vesperbild ist ein Heimspiel für den rheinischen Hirten. Vor genau zehn Jahren feierte Woelki   damals noch Erzbischof von Berlin   hier das Pontifikalamt. Die Solidarität der Gläubigen mit dem medial unter Druck stehenden Kardinal ist spürbar: Spontaner Applaus brandet auf, als Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart den Gläubigen vorschlägt, diese heilige Messe für den Kardinal aufzuopfern – als Gastgeschenk in schwierigen Zeiten.

Woelki verweist in seiner Predigt auf Maria als „die Frau, die Jesus ganz in ihr menschliches Leben aufgenommen“ habe. Die Aufnahme Mariens in den Himmel besage nicht, „dass nun Schluss ist“, sondern dass Maria nun von ihrem Sohn in sein göttliches Leben aufgenommen werde. „Maria ist mit Leib und Seele im Himmel   das ist die Botschaft, die für unser eigenes Leben von existenziell bedeutend ist“, unterstreicht der Kardinal. Der ganze Mensch werde einst in den Himmel aufgenommen. Dass Leib und Seele   die ganze Person   für Christen eine Einheit bilden und sich daraus auch Pflichten der Nächstenliebe ergeben, liegt für den Kölner Erzbischof auf der Hand. Ausdrücklich würdigt er das Engagement der katholischen Gemeinden für Flüchtlinge und Heimatlose im Bistum Augsburg.

Pilger unterschiedlicher Muttersprachen bringen den frischen Windhauch der Weltkirche an die Fatimagrotte. Aus München ist Virginia Müller angereist, die von den Philippinen stammt und drei Landsfrauen mitgebracht hat. Die kleine Gruppe kommt alljährlich am 15. August nach Vesperbild und freut sich, dass die Zahl der Wallfahrer in diesem Jahr wieder jener der Zeit vor der Pandemie entspricht. Kardinal Woelkis Predigt hat ihr gut gefallen: „Das war etwas Besonderes“, lächelt sie.

Ganz bodenständig 

Zum ersten Mal sind die Geschwister Andreas, Elisabeth und Martin Merkle aus Memmingen nach Vesperbild gekommen. Andreas und Martin gehören zu den „Jungen Federn“ dieser Zeitung und verstärken die Reihen der zahlreichen Wallfahrer der Unter-Dreißigjährigen. „Ich war sehr beeindruckt“, stellt Martin fest. Der Kardinal habe „sehr demütig und bescheiden“ auf ihn gewirkt. Auch die „ganz bodenständige Predigt“ ist bei ihm gut angekommen. Sein Bruder Martin ist überrascht über die große Teilnehmerzahl: „Ich dachte, es kommen nur ein paar Hundert Leute. So eine Feier habe ich selten erlebt. Das macht glücklich und lässt das katholische Herz mal richtig aufblühen.“

Auch Familie Axmann aus Berlin ist mit zwei Töchtern erstmals am 15. August in Maria Vesperbild. „Eigentlich sind die Schulferien bei uns in Berlin um diese Jahreszeit schon zu Ende“, berichtet Frau Axmann. Doch dank des späten Ferientermins in diesem Jahr kann die Familie den Bayernurlaub mit der Wallfahrt nach Vesperbild verbinden. „So etwas erleben wir bei uns nicht“, stellt Frau Axmann fest. Fronleichnam sei zwar in der Berliner Innenstadt auch sehr schön und feierlich, aber da sei es noch hell. Eine Lichterprozession sei wunderbar. „Der Kardinal hat eine gute Predigt gehalten“, stellt Herr Axmann fest. Und die beiden Töchter zeigen sich hochzufrieden mit dem Abend. Ein wenig fühlen sich die Schülerinnen an die Bundeswallfahrt der Katholischen Pfadfinder Europas erinnert, die vor wenigen Monaten in Ellwangen stattfand.

Predigt gelobt

Manfred Krautkrämer, Steuerberater aus Ziemetshausen, äußert nach dem Pontifikalamt: „Der Kardinal hat gut gepredigt und wird froh gewesen sein, hier einmal friedliche Menschen vorgefunden zu haben.“ Als ein „starkes Zeichen des Glaubens“ beschreibt der Günzburger Landrat Hans Reichhart (CSU) den Abend. „Der Kardinal hat das ausgedrückt, was wesentlich ist und zur Besinnung anregt. Es war ein Abend, der gut getan hat.“ Kardinal Woelki selbst zieht ein rundum positives Fazit des Abends. Die Menschen seien sehr herzlich und zugewandt gewesen: „Es war schön.“

Vor allem die Glaubenserfahrung des Abends hat den Kölner Erzbischof beeindruckt. Sich gegenseitig zu stärken „das hat allen, die hier gewesen sind und mir einfach gut getan“. Auf die Frage, wie die Gläubigen die Marienweihe im Alltag leben können, antwortet der Kölner Erzbischof: „Das einfachste ist, dem Rat der Gottesmutter zu folgen: ,Was er euch sagt, das tut. Damit ist eigentlich alles gesagt: Dann haben wir uns der Gottesmutter anvertraut. Sie, die in der Nähe ihres Sohnes ist und bleibt, hat dies von Anfang an befolgt. Das ist das entscheidende Geheimnis einer Marienweihe.“

Dank an Maria

Ob der Abend in Vesperbild die Vorfreude auf die Fatima-Lichterprozession der Initiative „Deutschland dankt Maria“ am 12. Oktober in Berlin geweckt hat? Auf diese Fragen antwortet mehr als ein Rosenkranzbeter in Vesperbild mit einem Nicken. Etliche Wallfahrer wollen jedenfalls mit Gläubigen aus ganz Deutschland und dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Nikol  Eterov c, die Statue der Gottesmutter von Fatima abends durch das Brandenburger Tor zum Friedensengel auf der Siegessäule begleiten, für die Wiedervereinigung Deutschlands danken und vor allem für den Frieden beten.

Mehrmals täglich werden in dieser Woche Führungen an der Grotte zum Blumenteppich angeboten. Nähere Auskünfte bei der Wallfahrtsdirektion: Tel.: 08284/8038.

Link zur Tagespost:

https://www.die-tagespost.de/kirche/aktuell/ein-starkes-zeichen-des-glaubens-art-231346

Katholische Sonntags Zeitung berichtet 20./21. August: Annette Zoepf

DIE GOTTESMUTTER GEFEIERT

„Im Himmel vollendet“

Kardinal Rainer Maria Woelki predigte in Maria Vesperbild

MARIA VESPERBILD – Bereits vor zehn Jahren, damals noch Erzbischof von Berlin, war Kardinal Rainer Maria Woelki in Vesperbild zu Mariä Himmelfahrt als Zelebrant des Pontifikalamts an der
Mariengrotte zu Gast. Eine Dekade später kam der jetzige Kölner Erzbischof wieder und wurde von
den Gläubigen herzlich empfangen.

Im Vorfeld schon hatte sich die Wallfahrtsdirektion auf der eigenen Internetseite vermittelnd geäußert: „Wir lieben den Sünder und hassen die Sünde.“ Zitiert nach dem heiligen Augustinus rief man die Gläubigen auf, den Kardinal vor dem Hintergrund der konfliktbeladenen Aufarbeitung der Missbrauchsvorfälle im Bistum Köln herzlich und mit Wohlwollen aufzunehmen.

Weit weg für die Gläubigen in Maria Vesperbild war das Bistum Köln mit seinen Konflikten an diesem
Abend. Sie waren ganz umfangen von der spirituell aufgeladenen Atmosphäre im heimatlichen
Wallfahrtsort. Busreisegruppen und Familien picknickten auf den Rasenflächen am Parkplatz. Senioren, Familien und junge Menschen besichtigten in der Wallfahrtskirche den Fortgang der Renovierung des Hochaltars, bevor sie wieder auf den Vorplatz vor der Wallfahrtskirche
traten.

Das Gnadenbild ist derzeit im Pilgerhaus zu sehen, wo auch die Gottesdienste gefeiert werden. Im kleinen Wallfahrts-Lädle herrschte Hochbetrieb. Bestens verkauften sich Kerzen und Rosenkränze als
Souvenir. Mitarbeiterin Hildegard Seirer kam kaum damit nach, die Regale aufzufüllen. Am Weg Richtung Mariengrotte erstanden die Gläubigen an den Verkaufsständen Kerzen für die Lichterprozession.

Der diesjährige Blumenteppich an der Mariengrotte widmete sich thematisch den größten Marienwallfahrtsorten der Welt, unter anderem mit Darstellungen von Lourdes, Altötting und Tschenstochau. Entworfen und gestaltet wurde das Gesamtkunstwerk aus Tausenden
Blüten von Pater Gerhard Löffler und seinem Team.

Mehr Gläubige als in den beiden pandemiebedingt schlechter besuchten Vorjahren drängten sich schon am frühen Abend an der Grotte, um Kerzen zu entzünden und zu beten. Nachdem tagsüber immer wieder ein frischer Wind geblasen hatte, brannten die Kerzen ruhig, ohne zu verlöschen. Im aktuellen Dürresommer achteten Mitarbeiter der Wallfahrt vermehrt auf ein kontrolliertes Brennen der Kerzen und sorgten für Ordnung.

Am Freiluft-Altar

Zum Einzug der Geistlichkeit unterhalb der Wiese am Altar nahe der Mariengrotte spielte die Blaskapelle Ziemetshausen.  Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart ging in der Mitte des Zugs nach den Fahnenabordnungen und Ehrengästen, gleich danach folgte Kardinal Rainer
Maria Woelki.

Wallfahrtsdirektor Reichart betonte zur Begrüßung, die Bischöfe der heutigen Zeit bräuchten besonders den Rückhalt und das Gebet der Gläubigen. Applaus brandete auf. Wer umkehre, finde Erbarmen und Vergebung. Jesus warne davor, den selbsternannten Richter zu spielen.

Ein kurzer Regenguss sorgte für Abkühlung, so dass Kardinal Woelki mit Blick auf die dunklen Wolken
und einem Dank für den herbeigesehnten Regen seine Predigt nicht allzu sehr ausdehnte. Inmitten des Sommers sei man zusammengekommen, „um die Mitte unseres Glaubens zu feiern, die Auferstehung Jesu Christi. Wir verehren die Gottesmutter, die er schon vollendet hat im Himmel, mit Leib und Seele“. Weil Maria Jesus in ihrem irdischen Leben aufgenommen habe, habe er auch sie ganz aufgenommen in seine Herrlichkeit.

Auf Pilgerweg

„Wir wissen, dass wir hier auf einem Pilgerweg sind und uns davon gegenwärtig unser Versagen, unsere Sünde und unsere Schuld trennt – wir wollen Gott um sein Erbarmen bitten“, sagte Woelki. Die Botschaft gehe alle an. Sie habe für das eigene Leben existentielle Bedeutung.

Die Lichterprozession nahm nach der Messe ihren Weg über den Schlossberg und schlängelte sich
durch den Wald bergab wieder hinab zur Mariengrotte. Dort drängten sich die Gläubigen im Kerzenlicht zum Schlusssegen am Blumenteppich.
Annette Zoepf

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