Die schwäbische Hauptstadt Mariens

Zusammenfassung der Predigt von Msgr. Erwin Reichart beim Pilgeramt an Weihnachten 2022

Im Wallfahrtskalender steht ein Weihnachtswunsch, den ich auch Ihnen und mir zusprechen will: „Nicht, dass von jedem Leid verschont Du mögest bleiben… Mein Wunsch für Dich ist vielmehr dieser: Dass Du Dank IHM (Christus) den Stürmen standhälst… und dass in Freud und Leid das Lächeln voller Huld des menschgewordenen Gottessohnes mit Dir sei…!“

Der Herr erfüllt uns diesen Wunsch! Schauen wir an einigen Beispielen an, wie wahr das ist!

1. Die Hirten und Josef und Maria

Schauen wir gleich auf die Hirten und Maria und Josef!

Der Erlöser war da, aber er schuf noch nicht gleich himmlische Zustände – nicht den Himmel auf Erden! Die Hirten gingen wieder in den grauen Alltag zurück. Ihre Armut blieb.

Aber „sie priesen Gott“, d. h. sie waren voller Freude, hatten Kraft und Auftrieb!

Sie konnten „den Stürmen“ des Lebens standhalten – genauso wie Maria und Josef. Schauen wir nur unser Vesperbild an!

Das ist 2000 Jahre her! Ist das nicht alles doch eher frommes Wunschdenken?

2. KZ Dachau, seliger Karl Leisner

Schauen wir auf eine extreme Situation, wo es wirklich zum Test kam – ins KZ Dachau in der Hitlerzeit. Ein KZ-Häftling hat nach seiner Befreiung ein Buch geschrieben „Christus in Dachau“. In ihm zeigt er, wie in der Hölle von Dachau Christus da war!

Im KZ Dachau waren unter anderen über 2500 katholische Priester inhaftiert, weil sie sich mutig gegen das Nazi-Regime gestellt hatten. Sie wurden oft besonders schikaniert v. a. an den christlichen Hochfesten. Bis Ende 1940 war ihnen jede religiöse Äußerung untersagt. Nur heimlich und leise konnten sie an Weihnachten das Lied „Stille Nacht“ singen. Christus gab ihnen Kraft, in diesen Stürmen auszuhalten!

Schließlich geschah das „Wunder von Dachau“: 1940 durften sie in einer Baracke eine Kapelle einrichten und 1941 zum ersten Mal Weihnachten mit einer hl. Messe feiern. Der inzwischen selig gesprochene Karl Leisner war Diakon und sang das Evangelium. „Das Lächeln des menschgewordenen Gottessohnes“ berührte sie tief in ihrem Herzen! Karl Leisners größter Wunsch war, Priester zu werden – aber das war aussichtslos!

Ein Wunder geschah: 1944 wurde ein französischer Bischof ins KZ eingeliefert. Auf Weihnachten am 17. 12. 1944 weihte er heimlich Karl Leisner zum Priester. Über 1000 Priester feierten mit – Kopf an Kopf, alle kahlgeschoren in ihrer Häftlingskleidung. Viele weinten vor Freude. Am Fest des ersten Märtyrers der Kirche – des hl. Stefanus – feierte Karl Leisner in der Lagerkapelle seine Primiz. Er war von den schlimmen Haftbedingungen schwer gezeichnet und dem Tode nahe – aber überglücklich. „Das Lächeln des menschgewordenen Gottessohnes“ erfüllte alle!

Nach der Befreiung lebte er nur noch wenige Monate. Christus gab ihm die Kraft, denen zu vergeben, die sein junges Leben zugrunde gerichtet haben. Sein letzter Eintrag in seinem Tagebuch lautet: „Segne auch, Höchster, meine Feinde!“

3. Unser Leben

Angesichts dieser Zeiten werden unsere heutigen Probleme ganz klein. Viele unterliegen heute dem Irrtum, dass sie „die Stürme des Lebens“ ohne Christus bewältigen können. „Das Lächeln des menschgewordenen Gottessohnes“, das die Kirche vermittelt, brauchen sie scheinbar nicht und treten aus der Kirche aus. Die Kirche ist unsere Mutter, die uns den Schatz des Glaubens und der Sakramente vermittelt. Wie kann man eine so wunderbare Mutter verachten, weil ein kleiner Teil ihrer Söhne sich schwer versündigt hat? Sie hat auch die genannten über 2500 tapferen Priester mit dem seligen Karl Leisner hervorgebracht!

Ohne Christus werden wir den kommenden „Stürmen des Lebens“ nicht standhalten. Wir brauchen „das Lächeln des menschgewordenen Gottessohnes“!

Und diesen Weihnachtswunsch wird er auch uns erfüllen!

Amen!

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