Die schwäbische Hauptstadt Mariens

Fragwürdige Berichterstattung

(Die Augsburger Allgemeine Zeitung lehnte eine Veröffentlichung dieses Leserbriefes ab.)

Wir wundern uns sehr, wie Leute in Leserbriefen über angebliche Aussagen auf einer
Veranstaltung lospoltern, bei der sie gar nicht anwesend waren. Als Ohrenzeugen
fragen wir uns auch, ob manche Journalisten eine einseitige Wahrnehmung haben.
Die abgedruckten Zitate stammen zum großen Teil aus der anschließenden
Diskussion mit den Besuchern und wurden teilweise aus dem Zusammenhang
gerissen, wieder gegeben.
Ein solcher Journalismus verschärft nur den Eindruck, dass es vielen Medien
hauptsächlich darum geht, die katholische Kirche und deren Priester in ein
schlechtes Licht zu stellen. Wir sind Wallfahrtsdirektor Reichart und Pfarrer Meir sehr
dankbar, dass sie sich offen dem Publikum bei diesem heiklen und sensiblen Thema
gestellt haben. Dabei haben sie nichts beschönigt oder relativiert sondern
verschiedene, mögliche Ursachen, die zu solchen Verbrechen führen können,
aufgezeigt und erörtert.
Josef Maier jun., Ziemetshausen
Monika Fischer, Steinekirch
Rita Lachenmayr, Fischach
Anna Maier, Ziemetshausen
Anton Stuhler, Ziemetshausen
Anton Weber, Thannhausen
 

Dieser Leserbrief wurde bis jetzt noch nicht veröffentlicht.

Religiöse Fragen sind zentrale Lebensfragen, was vielen nicht mehr bewusst ist. Viele Zeitgenossen haben im Sog der täglichen Wohlstandsofferten vergessen, dass sie darin keine Erlösung finden und dass die Erlösung ein Grundbedürfnis des Menschen ist und bleibt. Zu den großen Illusionen des modernen Lebens zählt die sexuelle Emanzipation, die weitgehend zu ziellosen Extremismen entartet ist – gewiss ein typisches Merkmal des Zeitgeistes. Unzucht gibt es schon beinahe nicht mehr im Wörterbuch, dagegen feiert der Gender-Wahn Triumphe. Dass diese Wellen auch an kirchlichen Mauern nicht Halt machen, ist unverkennbar, was auch das Internet erleichtert. Auch im „Bodenpersonal“ der Kirche stecken Menschlichkeit und Schwäche. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“, sagt Jesus, als die Phärisäer eine Frau steinigen wollen, die aktuell beim Ehebruch ertappt wurde (Joh. 8, 1-11).
Und aktuell gibt es viele Steinewerfer, besonders auch in den Medien, welche die durch nichts zu rechtfertigenden Kindsmissbräuche von Kirchenpersonen über die Maßen – und oft mit Tendenz – geißeln. Damit ich nicht missverstanden werde: Diese Vergehen sind unerhört und nach weltlichem wie kirchlichem Verständnis strafbar und verwerflich. Aber man sollte nicht vergessen, dass die jetzt bekannt gewordenen Verbrechen von 1670 Geistlichen einen Zeitraum von 70 Jahren betreffen und dass die Kirche Tausende von integren Priestern und Mitarbeitern hat.  Dabei sollte man auch bedenken, dass allein im Jahr 2017 mehr als 13.000 gleichgeartete Täter außerhalb der Kirche in Deutschland strafrechtlich  verurteilt werden mussten – von der Dunkelziffer (mehr als 200.000) ganz  zu schweigen.
Es geht mir nicht um eine Relativierung. Auch den jetzt viel gescholtenen Priestern in „Maria Vesperbild“ ging es nicht darum. Ihr Anliegen war es, die Kirche als solche in Schutz zu nehmen, nicht die Täter. Dabei kritisierten sie die „Liberalisierung“ (gemeint: Enthemmung) der Gesellschaft. Die Kirche selbst sei heilig und habe sich nicht versündigt. Anders verhalte es sich bei den Missbrauchs-Tätern;  diese seien „kein Teil der heiligen Kirche mehr“. Bedenkt man dies richtig, so geht der Schnellprotest mancher Leser und Instanzen ins Leere.
Eine „Entweltlichung“ der Kirche ist hierfür wie insgesamt geboten, wie der Wallfahrtsdirektor Reichart wiederholt gefordert hat und fordert.  Dies hat Bestand.

Dr. Heinrich Dietz, Bad Wörishofen

 

 

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