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Gedanken zur liturgischen Bildung: Pfingstsonntag – mit Oktav

Pfingstsonntag – mit Oktav

Heute ist der fünfzigste Tag nach ostern. entsprechend ist das deutsche Wort Pfingsten vom griechischen pentekosté (= der fünfzigste Tag) abgeleitet. Als  achte Woche nach ostern ist die Pfingstwoche der zweite Höhepunkt und zugleich der feierliche Abschluss der österlichen Zeit. der ursprung von Pfingsten liegt im Alten Testament. Schon das Volk  israel hat am fünfzigsten Tag nach dem Paschafest das ‚Wochenfest‘ oder ‚Schawuot‘ (ex 34, 22) gefeiert. dabei gedachte man der erneuerung der Gesetzgebung auf dem Sinai und dankte Gott für den Segen der Weizenernte. Beide Motive klingen auch im Pfingstfest des neuen Bundes an:  es ist der ‚Geist des lebendigen Gottes‘, der das Gesetz der Liebe auf ‚Tafeln aus Fleisch‘, nämlich ins innerste unserer Herzen schreibt (vgl. 2 Kor 3, 3).  Am Pfingstfest trat die Kirche in die Öffentlichkeit, um in der Kraft des Heiligen Geistes das evangelium zu verkünden und den Weizen für den Tag der großen ernte beim Jüngsten Gericht in die Scheunen Gottes zu bringen (Mt 13, 30).

die tiefe Bedeutung des Pfingstfestes kann man nur verstehen, wenn man weiß, wer der Heilige Geist ist und in welch inniger Beziehung wir als Christen zu ihm stehen. Vor allem ist festzuhalten, dass der Heilige Geist eine wirkliche Person ist, nicht eine unpersönliche Kraft, und er ist eine göttliche Person. im innersten der Allerheiligsten dreifaltig keit steht er in Beziehung zum Vater und zum Sohn, von denen er auf geheimnisvolle Weise hervorgeht und mit denen er „zugleich angebetet und verherrlicht wird“ (Credo). die Liturgie nennt ihn den ‚Schöpfer­Geist‘ (Creator Spiritus), denn er war es, der im Anfang der Schöpfung über den Wassern schwebte (Gen 1, 2)

 und der urflut wunderbare Fruchtbarkeit verlieh. Ähnliches tut er in der ‚neuen‘ Schöpfung, im Werk der erlösung: Auch hier schwebt der Geist Gottes über dem Wasser (nämlich über dem der Taufe; Lk 3, 22) und verleiht ihm übernatür liche Frucht barkeit, um im Sakrament der Taufe Gottes kinder zu gebären, denn „wer nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann nicht in das Reich  Gottes eingehen“ (Joh 3, 5). deshalb sagt der hl. Apostel Paulus: „Ist also einer in Christus, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen; siehe, ein Neues ist geworden.“ (2 Kor 5, 17) Gerade in diesen pfingstlichen Tagen beten wir: „Sende aus Deinen Geist, und alles wird neu geschaffen!“ Als Gott den Menschen schuf, hat er ihn nicht nur befähigt, iHN zu erkennen und iHN zu lieben, sondern Gott selbst wollte im Menschen sein und ihm auf unbeschreibliche Weise Anteil an seiner eigenen göttlichen Herrlichkeit geben. das begründete eine hohe Würde! Gott hat den Menschen im Stand der Gnade erschaffen und ihm mit dem „Odem des Lebens“ (Gen 2, 7) zugleich auch übernatürliches Leben ein gehaucht. Wie in einem Tempel sollte der Heilige Geist im Menschen wohnen und ihn durch die heilig machende Gnade mit göttlichem Leben erfüllen. durch diese Teilhabe an der göttlichen Natur (2 Petr 1, 4) heißen wir ‚Kinder Gottes‘ und sind es wirklich (1 Joh 3, 1). Genau diese Gotteskindschaft durch die heiligmachende Gnade begründet unser Anrecht auf das himmlische erbe

 (röm 8, 17) im ewigen Leben. durch den Sündenfall hat der Mensch nicht nur äußerlich das Paradies, sondern auch innerlich die heiligmachende Gnade und damit das Anrecht auf das himmlische erbe verloren. Zugleich aber wurde der erlöser verheißen, der als der vom ‚Geist Gesalbte‘ (vgl. is 11, 1 und 61, 1) den Titel ‚Christus‘

 trägt: „Jesus wird durch den Heiligen Geist zum ‚Christus‘.“ (KKK 695) im evangelium sagt Jesus: „Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ (Joh 14, 23) das ist eine wunderbare Verheißung! So gibt er dem Menschen zurück, was ihm ursprünglich von Gott zugedacht war. derselbe Heilige Geist, von dem ‚Christus‘ ganz durchdrungen war, durchströmt auch seinen mystischen Leib, die Kirche. Weil wir durch die Taufe Glieder der Kirche und in Christus einverleibt sind, durchströmt er auch uns, weshalb Paulus sagt: „Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3, 16)

Wir heißen ‚Christen‘, weil wir ‚Geistgesalbte‘ sind. und wir sind es um so mehr, je mehr der Heilige Geist sein Wirken in uns entfalten kann und wir unter seinem einfluss leben. Sein Werk in uns hat er begonnen, aber es ist noch nicht vollendet. deshalb beten wir, der Heilige Geist möge uns zur Vollendung führen, indem er unser innerstes (cordis intima) mit seinem Licht erfüllt und in uns wohnt. er möge das Befleckte waschen, das Verdorrte tränken, das Verwundete heilen, das erstarrte beugen und uns mit dem Feuer seiner göttlichen  Liebe ganz und gar durchglühen! Lassen wir uns durch ihn an alles erinnern, was Christus uns gesagt hat, und halten wir sein Wort (ev.), damit er reichlich jene Früchte in uns hervorbringe (Gal 5, 22), durch die der himmlische Vater verherrlicht wird (Joh 15, 8)!

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